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Abschlussveranstaltung in Berlin am 7. März 2019: Ein voller Erfolg
Am 7. März 2019 haben fast 100 Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Sozialversicherungen über die Herausforderungen diskutiert, wie Erwerbsverläufe präventiv gestaltet werden können. Der überbetriebliche Tätigkeitswechsel in regionalen Unternehmensnetzwerken ist dabei als eine soziale Innovation identifiziert worden, die ungewohnte Lösungen für den deutschen Arbeitsmarkt in Zeiten des demographischen Wandels bietet. Der im Projekt entwickelte Tätigkeitswechselprozess berücksichtigt systematisch sowohl die Unternehmens- als auch die Beschäftigtenperspektive und ermöglicht dadurch, nicht nur Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu erhalten, sondern erweitert auch die Personalentwicklungsarbeit von Unternehmen. Die zentrale Forderung des Projektes, dass präventive Leistungen des Sozialversicherungssystems die Erwerbsverläufe in ihrer gesamten biografischen Ausprägung in den Blick nehmen müssen und ansetzen, bevor eine Leistungsminderung oder Einschränkung der Beschäftigungsfähigkeit eintritt, wurde von Referenten und Publikum einstimmig unterstützt.
Nach einer Begrüßung durch die Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Berufsförderungswerke, Dr. Susanne Gebauer, sowie den Vorstand des Demographie Netzwerks ddn, Frank Böhringer, die beide die strategische Bedeutung von TErrA hervorhoben, begann die auf Dialog ausgerichtete und durch Dr. Julia Kropf moderierte Veranstaltung im Spreespeicher Berlin.
Wie sehr es in der Praxis notwendig ist, Tätigkeitswechsel strukturell für Unternehmen und Beschäftigte zu verankern, wurde durch Stefan Arasmus (Personalreferent bei der MEV Eisenbahn-Verkehrsgesellschaft mbH) sowie Catharina Schlaffke (Teamkoordinatorin Inklusion/ Werkstätten bei thyssenkrupp Steel Europe AG) deutlich. Herr Arasmus gab Einblicke in seine eigene, durch überbetriebliche Tätigkeitswechsel geprägte Erwerbsbiografie und benannte die verschiedenen Hürden, die er hierbei zu bewältigen hatte. Catharina Schlaffke wiederum beschrieb systematisch durchgeführte innerbetriebliche Tätigkeitswechsel als strategisches Instrument von Personalentwicklung und insbesondere der erfolgreichen Inklusion von leistungsgewandelten Beschäftigten.
Nach diesen Einblicken aus der Praxis stellten schließlich Dr. Susanne Bartel (Bundesverband Deutscher Berufsförderungswerke) sowie Michael Niehaus (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin) die zentralen Ergebnisse des TErrA-Projektes in Form der zehn Berliner Thesen vor. In diesen werden die Anforderungen an die Rahmenbedingungen für erfolgreiche Tätigkeitswechsel formuliert. Sie adressieren neben der Politik als zentralen Rahmengeber auch Unternehmen und Beschäftigte. Die Thesen sind dabei auch Teil der Abschlussbroschüre, die nicht nur eine detaillierte Beschreibung des Tätigkeitswechselprozesses mit seinen Instrumenten liefert, sondern auch mit praxisnahen Fallbeispielen, praktischen Hinweisen und strategischen Überlegungen einen Transfer des Projektes in die Praxis befördern soll.
Prof. Dr. med. Hans Martin Hasselhorn (Leiter des Fachgebiets Arbeitswissenschaft, Bergische Universität Wuppertal) zeigte in seinem anschließenden Vortrag: Tätigkeitswechsel sind bereits gelebte Realität und das Potential ist längst nicht ausgeschöpft. Ergebnisse der von ihm vorgestellten LidA-Studie bestätigen die Chancen von Tätigkeitswechseln und unterstreichen die Notwendigkeit, Tätigkeitswechsel systematisch zu fördern. Nur so können die Herausforderungen des demographischen Wandels sowie die Veränderungen, die mit Arbeit 4.0 längst begonnen haben, bewältigen werden. Denn der Transformationsdruck steigt für Unternehmen wie Beschäftigte. Das Wechslerpotential von fast 50 Prozent ist dabei wesentlich größer als bisher angenommen. Aber nur einem Teil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gelingt der Wechsel tatsächlich. Ein großer Teil der Wechselwünsche lässt sich bisher noch gar nicht realisieren. Hier bietet TErrA einen praxiserprobten Lösungsansatz. Auch Prof. Dr. Christina Stecker (Professorin für Volkswirtschaftslehre, Economics an der SRH Hochschule Berlin) unterstrich mit ihrem Vortrag über alter(n)sgerechte Prävention zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit die Notwendigkeit der Entwicklung und Implementierung von Lösungen, die über den einzelnen Betrieb hinausreichen.
Die Veranstaltung wurde abgerundet durch eine Podiumsrunde, in die auch das Publikum intensiv einbezogen wurde. Auf der Bühne diskutierten Silvia Linke (Personalleiterin des Unternehmensverbunds der EDG Entsorgung Dortmund GmbH), Thomas Keck (Direktor der Deutschen Rentenversicherung Westfalen), Markus Kurth (Mitglied des Deutschen Bundestages Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Sprecher für Rentenpolitik) und Dr. Susanne Gebauer.
Die Diskutanten wie auch das Publikum waren sich darin einig, dass es einer gemeinsamen Kraftanstrengung bedarf, um überbetriebliche Tätigkeitswechsel nachhaltig durchzusetzen. Präventive Tätigkeitswechsel in regionalen Netzwerken wurden begrüßt als vielversprechender Ansatz: Obwohl nach wie vor schwierige Umsetzungsfragen geklärt werden müssen, ist das Potential eines präventiven und ganzheitlichen Prozesses betont worden. Eine nachhaltige Gestaltung von Erwerbsverläufen ist das angestrebte Ergebnis eines gemeinsam von Unternehmen und Beschäftigten getragenen Tätigkeitswechselprozesses, der nicht nur Gesundheit, sondern auch Qualifikation und Motivation einschließt.
Vortrag Michael Niehaus und Dr. Susanne Bartel
Vortrag Prof. Dr. Christina Stecker
Eine Dokumentation der Veranstaltung ist in Kürze verfügbar.
Videos und Bilder der Abschlussveranstaltung:
Regionale Abschlussveranstaltung in Dortmund am
5. Februar 2019: Beschäftigte und Unternehmen im Fokus
Am 5. Februar sind etwa 100 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Sozialversicherungen und Gewerkschaften im Berufsförderungswerk Dortmund zusammengekommen, um sich über die präventive Gestaltung von Erwerbsverläufen zu informieren und gemeinsam Chancen und Hürden der Umsetzung zu diskutieren. Der Tätigkeitswechselprozess sowie der Ansatz, inner- und überbetrieblich zu denken, wurden als soziale Innovation begrüßt und unterstützt. Neben dem sowohl die Unternehmens- als auch die Beschäftigtenperspektive umfassenden präventiven Beratungsansatz stand an diesem Tag der Netzwerkgedanke im Mittelpunkt. Schließlich braucht es Unternehmen, die sich regional zusammenschließen, um in Zukunft präventive Tätigkeitswechsel auch überbetrieblich realisieren zu können.
Die Eröffnung der Veranstaltung übernahmen der stellvertretenden Direktor des Berufsförderungswerks Dortmund, Jürgen Schonhoff, sowie der Vorstand des Demographie Netzwerks ddn, Frank Böhringer.Beide hoben nicht nur die strategische Bedeutung von TErrA für Unternehmen und Beschäftigte hervor, sondern stellten auch die Bedeutung von Netzwerken bei der Fachkräftesicherung heraus.
Wie können Erwerbsverläufe in Berufen mit begrenzter Tätigkeitsdauer präventiv gestaltet werden und um was für Berufe handelt es sich eigentlich vornehmlich, wenn von ‚begrenzter Tätigkeitsdauer‘ die Rede ist? Hierzu stellte Dr. Susanne Bartel (Leiterin Forschung und Entwicklung, Bundesverband Deutscher Berufsförderungswerke) nicht nur die dem Projekt zugrundeliegenden Ideen und Anliegen vor, sondern skizzierte auch die Bedeutung der Ergebnisse für Unternehmen und Beschäftigte. Im Sinne eines Transfers in die Praxis aus dem Forschungsprojekt heraus präsentierte Dr. Susanne Bartel an dieser Stelle auch die Steckbriefe-Mappe, in welcher der Tätigkeitswechselprozess mit seinen Instrumenten in kurzer und handlicher Form enthalten ist.
Auf den Innovationsgehalt von TErrA wies auch Prof. Dr. med. Dr. phil. Michael Kastner (Leiter Institut für Arbeitspsychologie und Arbeitsmedizin IAPAM) in seinem anschließenden Vortrag hin. In Zeiten der Digitalisierung bieteder präventive Tätigkeitswechsel ein neues effektives Instrument zur Beschäftigungssicherung bei gleichzeitiger Anpassung der Arbeit an die Erfordernisse der technischen Entwicklung.
Wie wichtig die systematische Durchführung innerbetrieblicher Tätigkeitswechsel für Großunternehmen ist, wurde bei Dr. Veit Echterhoff (Head of Human Resources Center, thyssenkrupp Steel Europe AG) deutlich, der über die konkreten Impulse von TErrA auf sein Unternehmen sowie über die präventive Gestaltung von Erwerbsverläufen auf Sicht von Human Resources sprach.
Es zeigte sich, dass Unternehmen gemeinsam mit den Beschäftigten in der Lage sein können, einen Teil des Weges allein zu gehen. Doch auch politische Rahmenbedingungen bedürfen einer Anpassung. Die Herausforderungen für eine nachhaltige Umsetzung von TErrA sind daher in Form von 10 Berliner Thesen formuliert worden, die an diesem Tag den Teilnehmenden übergeben wurden. Diese bilden eine wesentliche Grundlage, um das Thema Tätigkeitswechsel auch in Zukunft auf der Agenda von Wirtschaft und Politik zu halten.
Doch auch wenn nach wie vor schwierige Umsetzungsfragen geklärt werden müssen, stehen schon jetzt den Unternehmen und Beschäftigten kompetente Partner mit ihren Angeboten bereit: Sie können auf vielfältige Weise die präventive Gestaltung von Erwerbsverläufen begleiten. In Form von 5-minütigen Pitches stellten sich das Berufsförderungswerk Dortmund (»BEM als Dienstleistungsangebot«), die Deutsche Rentenversicherung Westfalen (»Betriebsservice Gesunde Arbeit«), Das Demographie Netzwerk ddn (»initiieren – inspirieren & kooperieren. Netzwerken mit Gewinn«) sowie die Regionalagentur Westfälisches Ruhrgebiet (»Wettbewerbsfähigkeit stärken, Unternehmen zukunftsfähig aufstellen«) vor. Anschließend konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer direkt Informationen aus erster Hand holen.
TErrA steht für eine präventive Gestaltung von Erwerbsverläufen von Unternehmen und Beschäftigten gleichermaßen. In diesem Sinne berichtete die EDG Entsorgung Dortmund GmbH von ihren Erfahrungen mit Tätigkeitswechseln, indem nicht nur die Personalleiterin des EDG Unternehmensverbundes, Silvia Linke, auf die Bühne trat, sondern mit ihr auch Sven Reuß, ein Mitarbeiter in der Straßenreinigung der EDG. Beide berichteten von den unternehmerischen und persönlichen Herausforderungen, innerbetrieblich einen präventiven Tätigkeitswechselprozess durchzuführen. Mit Sven Reuß präsentierte sich ein Mitarbeiter, der nicht nur für sich persönlich die begrenzte Ausführungsdauer seiner beruflichen Tätigkeit erkannt hatte, sondern der gemeinsam mit seinem Arbeitgeber eine neue berufliche Herausforderung innerhalb des Unternehmens identifizieren konnte. Die gemachten Erfahrungen zeigen: Präventive Tätigkeitswechsel können gelingen und auch überbetriebliche Wechsel sind eine wichtige strategische Option.
Mit Arne Lehmann (wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Prospektiv GmbH) und Sylvia Hahn (Psychologischer Dienst, Berufsförderungswerke Dortmund) ging es schließlich tief in die Materie des Tätigkeitswechselprozesses hinein. Die Phasen und Instrumente des Prozesses, die schon zuvor immer wieder anklangen, wurden nun vertiefter dargelegt. Die im Projekt gesammelten Beratungserfahrungen wurden vorgestellt und mit dem Publikum diskutiert. Die aufgeworfenen Fragen machen deutlich: Die Anwesenden waren vor allem an einem „Wie“ der Umsetzung interessiert.
Den inhaltlichen Abschluss der Veranstaltung bildete daher auch eine Gesprächsrunde mit den Projektpartnern. Neben Christof Schmidt (Berufsförderungswerk Dortmund, Michael Niehaus (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin), Martina Schmeink (Das Demografie Netzwerk ddn) und Arne Lehmann (Prospektiv GmbH) nicht nur der Moderatorin Sabine Ziemke Rede und Antwort, sondern gingen auch auf die zahlreichen Fragen und Kommentare aus dem Publikum ein.
Nach intensiven vier Stunden verabschiedete schließlich der Direktor des Berufsförderungswerks Dortmund, Christian Vogel, die Teilnehmenden mit dem ausdrücklichen Wunsch, dass dieser Tag nicht einfach das Ende des Projektes TErrA, sondern vor allem den Anfang einer kontinuierlichen Umsetzung von präventiven Tätigkeitswechseln markiere.
Bilder der Abschlussveranstaltung in Dortmund:
TErrA-Fachtagung in Dortmund am 26. September 2017: Vorträge Online
Am 26. September 2017 fand in der DASA Arbeitswelt Ausstellung in Dortmund die Fachtagung „Vom Disability- zum Ability-Management: Präventive Gestaltung von Erwerbsverläufen“ statt.
Mit dem demografischen Wandel in Deutschland und der Digitalisierung der Arbeitswelt gewinnen innovative Alters- und Alternsmanagement-Konzepte für Unternehmen und die Politik immer mehr an Bedeutung. Eines der größten Probleme ist es, dass bestimmte berufliche Tätigkeiten immer häufiger nicht mehr bis zum Renteneintrittsalter leistungsfähig ausgeübt werden können. Dies bedeutet für den einzelnen Beschäftigten einen vorzeitigen, gesundheitsbedingten Ausstieg aus dem Erwerbsleben, verbunden mit negativen finanziellen und sozialen Folgen. Unternehmen stehen zunehmend vor dem Problem, dass sie nicht mehr über ausreichend leistungsfähige Fachkräfte verfügen und leistungsgewandelte Mitarbeiter nicht produktiv einsetzen können.
Das Forschungsprojekt TErrA, in dessen Rahmen die Fachtagung stattfand, stellt die Weichen für eine verbesserte zwischenbetriebliche Mobilität und setzt Impulse für die sozialpolitischen Rahmenbindungen zur Umsetzung von überbetrieblichen Tätigkeitswechseln. Aufgrund der bei kleinen und mittelständischen Unternehmen oft begrenzten Möglichkeiten der innerbetrieblichen Personalentwicklung, wird das regionale überbetriebliche TErrA-Netzwerk zu einer neuen Chance für Beschäftigte und Unternehmen.
Wir haben für Sie die in der folgenden Dokumentation einen Überblick über die Beiträge des Tages erstellt und versucht die Ergebnisse zusammenzufassen. Sie versteht sich als Ergänzung und Lesehilfe für die Präsentationen der Veranstaltung.
Die Vorträge und das Programm der Fachtagung können Sie hier herunterladen:
Michael Niehaus, Dr. Rainer Thiehoff, Alexander Bendel: Überbetriebliche Tätigkeitswechsel in regionalen Netzwerken Vortrag
Prof. Dr. Katja Nebe: Prävention durch Weiterbildung – arbeits- und sozialrechtliche Anreize, de lege lata und de lege ferenda Vortrag
Prof. Dr. Eva Kocher: Rechtliche Rahmenbedingungen von Arbeitgeberzusammenschlüssen Vortrag
Prof. Dr. Edwin Toepler: Zusammenarbeit in regionalen Netzwerken – Was hilft? Was hemmt? Vortrag
Prof. Dr. Frerich Frerichs: Altern in der Erwerbsarbeit – Perspektiven der Laufbahngestaltung Vortrag
Programm: Download